Anton Wintersteller: Aus St. Wolfgang in die Welt – mit Herz für Gambia
Anton Wintersteller aus St. Wolfgang verbindet lokale Verwurzelung mit internationalem Engagement. Schon in seiner Jugend entwickelte er ein starkes Bewusstsein für soziale Verantwortung, das ihn bis heute begleitet. Mit dem Verein Gambia-Sponsoring unterstützt er Bildungs- und Selbsthilfeprojekte in einem der ärmsten Länder Afrikas. Im Gespräch mit iSKG erzählt er von seinen Erfahrungen, den Herausforderungen seiner Arbeit und den Zukunftsplänen für Gambia.
iSKG: Sie stammen aus St. Wolfgang — wie hat Ihre Herkunft Ihre Motivation für Entwicklungsarbeit geprägt?
Anton Wintersteller: Als Ministrant war mein Leben stark kirchlich geprägt, auch auf unserem Bauernhof. Ich las Missionszeitungen, das Kirchenblatt, die Jugendzeitung „die Wende“ und „den Bauern“. Durch Missionare auf Heimaturlaub, aber vor allem durch junge Entwicklungshelfer/innen, bekam ich ein erstes Fenster in eine ganz andere Welt. Schon damals war klar, dass wir aus dem Wenigen, das wir hatten, den Ärmsten helfen sollten. Ich legte immer etwas von meinem Ministrantengeld in die Blechbüchse mit dem „Negerlein“ – damals war das für mich kein Schimpfwort. Auch beim Sternsingen in den frühen 1960er-Jahren sammelte ich für kirchliche Entwicklungsprojekte. Meine Erfahrungen habe ich ausführlicher in meinem Buch „Meine Reise nach Afrika“ beschrieben.
iSKG: Sie haben den Verein Gambia-Sponsoring mitaufgebaut. Wie kam es dazu und welche Projekte stehen im Mittelpunkt?
Anton Wintersteller: Meine ganze Jugend und mein Berufsleben waren von Entwicklungsprojekten geprägt, sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich. Bekannt ist wohl die Gründung und der Aufbau von EZA Fairer Handel 1975, eine Idee, die ich 1972 in den Niederlanden kennenlernte und die mich sofort begeisterte. Später war ich vor allem in kirchlichen Projekten in Südamerika tätig, unter anderem in der Partnerdiözese San Ignacio, Bolivien. Dort erinnerte ich mich an einen Franziskanerpater aus St. Wolfgang, Fabro, der leider schon verstorben war.
Im Ruhestand entdeckte ich Afrika als neues Betätigungsfeld. Nach Projektbesuchen in Kenia und Tansania meldete sich ein Jugendlicher aus Gambia, einem mir bisher unbekannten Land an der Westküste Afrikas. Ich recherchierte, wer aus dem deutschsprachigen Raum dort aktiv war, und stieß auf interessante Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Ursprünglich sollte es nur ein kleiner Förderkreis sein, um Familien, Jugendlichen und Frauen zu helfen. Doch daraus entwickelte sich schnell ein größeres Netzwerk in Gambia und bei uns in Österreich. Der Verein Gambia-Sponsoring entstand, wir unternahmen mehrere Reisen, hielten Vorträge und veröffentlichten ein Buch, wodurch das Spendenvolumen auf mehrere zehntausend Euro wuchs.
Unsere Projekte umfassen das Mittagessen für etwa 150 Schulkinder, Schulgeld und Schuluniformen, einen Gemeinschaftsgarten und den Bau einer Schule. Aktuell unterstützen wir auch besonders vom Schicksal betroffene Familien mit einmaligen Lebensmittelpaketen, die von unseren ehrenamtlichen „Engeln“ verteilt werden.

iSKG: Nachhaltigkeit und „Hilfe zur Selbsthilfe“ sind zentrale Prinzipien. Wie setzen Sie diese um?
Anton Wintersteller: Nachhaltigkeit ist in Gambia oft schwer umzusetzen, weil die Not so groß ist. Unsere Projekte wie Gemüseanbau in Schulgärten oder der Gemeinschaftsgarten der 16 Frauen erfüllen aber sicher das Kriterium der Nachhaltigkeit. Auch die Schulhilfen sind langfristig angelegt. Lebensmittelpakete dienen eher der Nothilfe, geben aber einzelnen Familien Hoffnung in schwierigen Situationen. Ich war bei einer Verteilungsaktion dabei und war tief beeindruckt, dass die Menschen sich mit einem Gebet für Gesundheit und langes Leben bei den Spender/innen bedankten. Im Jänner fliege ich mit zwei weiteren Mitgliedern wieder nach Gambia, um diese Erfahrung zu wiederholen. Fehler gab es bisher keine größeren, weil wir viel Wert auf Transparenz, Vernetzung und Dialog legen.
iSKG: Sie arbeiten eng mit lokalen Partnern wie Assan Faal zusammen. Wie entstehen diese Partnerschaften?
Anton Wintersteller: Immer wieder spielen Zufälle eine entscheidende Rolle. 2022 lernte ich Assan Faal bei meiner zweiten Reise in Gambia kennen. Obwohl er bereits seine Heimreise nach Salzburg plante, blieb er noch einige Tage. Er zeigte mir sein Grundstück und erzählte von seiner Vision, eine Schule zu bauen – etwas, das er seit zehn Jahren plante. Anfangs war ich skeptisch, doch nach drei Tagen sagte ich ihm zu, sein Projekt nach unseren Möglichkeiten zu unterstützen. Mit 1.000 Euro konnten Sand und Zement organisiert und die Ziegelfertigung gestartet werden.

Inzwischen ist Assan Faal hauptsächlich in Gambia, um den Bau zu organisieren. Es ist mühsam: Viele Baustoffe müssen aus dem Senegal importiert werden, dazu kam Corona mit enormen Preissteigerungen. Zwei Etagen sind geplant, die zweite Betondecke mit Dachisolierung steht an – die Finanzierung ist noch offen. Schritt für Schritt hoffen wir, bis Schulbeginn Herbst 2026 zwei Klassen eröffnen zu können. Rund 200 Kinder aus der Umgebung warten auf einen Schulplatz.
iSKG: Ihr Engagement im Europakloster Gut Aich verbindet lokale Klosterarbeit mit internationaler Hilfe. Welche Rolle spielt das?
Anton Wintersteller: Das Kloster ist ein Ausgleich und eine Unterstützung. Ich finde immer ein offenes Ohr für Probleme in der Projektarbeit. Finanzielle Hilfe der Mönchsgemeinschaft und Brüder wie Br. David Steindl-Rast hilft und bestärkt mich ideell. Viele Kolleg/innen wissen über mein Engagement, wir hatten bereits einen Gambia-Vortrag im Kloster. Der Blick über den Tellerrand ist den Mönchen wichtig, ebenso das Teilen mit sozialen Projekten.
iSKG: Rückblick und Ausblick: Welche Projekte stehen an und welche Botschaft möchten Sie unseren Leser:innen mitgeben?
Anton Wintersteller: Zunächst gilt es, bestehende Projekte zu stärken und Ergebnisse zu sichern. Das Schulbauprojekt müssen wir in den nächsten zwei Jahren fertigstellen, um Vorschulkindern den Einstieg zu ermöglichen. Die Gemeinde und der Staat sind beim weiteren Ausbau gefordert. Wir unterstützen weiterhin Familien bei Schulgeld und Uniformen. Dafür müssen wir den Spenderkreis erweitern – durch Vorträge, Aktionen und Kontakte in Gemeinden, Clubs oder Vereinen.
Jede Hilfe kommt direkt bei den Menschen an, Fluchtursachen werden angegangen, das Vorstandsteam arbeitet professionell und ehrenamtlich, und Reisen werden selbst finanziert. Die beste Werbung ist unser und ihr persönlicher Einsatz. Meine Botschaft: Mit persönlichem Engagement, Solidarität und Vertrauen lassen sich echte Veränderungen bewirken.
iSKG: Danke für das Interview und alles Gute für all Ihre Projekte!
Anton Wintersteller: Gerne!
























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